Warum habe ich Angst?
Angst verstehen - statt bekämpfen
Wenn du unter Ängsten leidest, dann fühlt es sich oft so an, als wären dein eigener Körper und deine Psyche gegen dich. Herzrasen, Enge in der Brust, Schweißausbrüche, ein beklemmendes Gefühl – all das kann dich vollkommen überrollen. 30 Jahre habe ich mit meiner Höhenangst gelebt und ich weiß, dass in einem Moment großer Angst kein klarer Gedanke möglich ist.
Diese Angst so schnell wie möglich loszuwerden, mit diesem Wunsch kommen die meisten Klient:innen zu mir. Verständlich, wenn man sich anschaut, was die Angst an Körpersymptomen auslösen und wie einschränkend sie sich auf das Leben auswirken kann.
Doch was wäre, wenn ich dir sage: Deine Angst ist nicht gegen dich. Sie will dich beschützen.

Die ursprüngliche Funktion von Angst
Angst gehört zu unseren ältesten biologischen Alarmsystemen. Sie ist ein Teil unseres Überlebensmechanismus – genauso wie Hunger oder Schmerz. Früher – und hier kommt das gerne genommene Beispiel mit dem Säbelzahntiger – hat sie uns davor bewahrt, von wilden Tieren überrascht zu werden oder in lebensgefährliche Situationen zu geraten.
Wenn du Angst spürst, läuft ein hochkomplexes Programm in deinem Körper ab: Adrenalin wird ausgeschüttet, deine Muskeln spannen sich an, deine Sinne schärfen sich – du wirst in einen Zustand höchster Alarmbereitschaft versetzt. Durch diesen „Fight-or-Flight“-Modus (Kampf oder Flucht) wirst du darauf vorbereitet schnell und kraftvoll zu reagieren.

Deine Alarmanlage hat einen Fehlalarm
In unserer heutigen Welt ist selten ein echter Tiger hinter der nächsten Ecke. Und genau das ist das Problem. Hört sich komisch an, denn wer will schon einem Tiger gegenüberstehen. Aber: Unsere Bedrohungen sind subtiler geworden – soziale Erwartungen, Leistungsdruck, traumatische Erfahrungen, tief sitzende Überzeugungen.
Leider kennt dein System aber den Unterschied nicht immer. Deshalb kann es passieren, dass es auf einen vollen Terminkalender, einen Konflikt mit der Chefin oder die Erinnerung an eine belastende Situation, so reagiert, als ginge es um Leben und Tod. Mein persönliches Alarmsystem ging bei großer Höhe an. Ganz besonders schlimm war es bei gläsernen Plattformen oder Hängebrücken. Meine Beine wurden gefühlt zu Pudding und ich war nicht in der Lage einen weiteren Schritt zu gehen und klar zu denken.
Angst ist nicht falsch. Sie ist nur manchmal fehlgeleitet. Stell dir eine Alarmanlage vor, die auch bei einer Windböe losgeht – nervig, aber mit guter Absicht. Diese Alarmanlage wieder korrekt einzustellen ist ein Prozess und der dauert vielleicht eine Weile, aber es lohnt sich. Denn danach kann Ruhe eintreten.
Angst als Schutzmechanismus
Was passiert, wenn du aufhörst, gegen deine Angst zu kämpfen – und beginnst, sie zu akzeptieren und zu verstehen?
Angst ist oft ein Signal. Eine Botschaft deines Systems, dass etwas zu viel ist, etwas fehlt oder etwas übersehen wurde. Sie zeigt dir: Hier braucht etwas deine Aufmerksamkeit.
Im hypnosystemischen Ansatz, mit dem ich arbeite, sehen wir die Angst nicht als Störung, sondern als Teil eines gut gemeinten inneren Schutzsystems. Ich mag diese Sichtweise sehr, denn das bedeutet auch: Du kannst lernen, mit ihr in Kontakt zu treten, sie neu zu regulieren – und die Kraft hinter ihr wieder für dich zu nutzen.

Was kannst du bei Ängsten tun?
1. Lerne, deine Angzt zu schätzen. Als Teil deines Überlebenssystems – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass dein System funktioniert.
2. Stell dir die Frage: Was will mir meine Angst vielleicht sagen? Was braucht gerade Schutz, Raum oder Veränderung?
3. Hol dir Unterstützung, wenn du merkst, dass du im Kreis läufst. Angst lässt sich nicht immer „wegdenken“ – aber sie lässt sich in die richtige Bahn lenken. Mit meinem Programm „Wege aus der Angst“ kannst du diesen Prozess mit mir gemeinsam angehen, wenn du dir Unterstützung wünschst.
Darüber hinaus gibt es ganz viele individuelle Tools, die du für dich ausprobieren kannst, um mit Angstsituationen besser umgehen zu können. Von Atemübungen, über Körperübungen bis hin zu deinem ganz individuellen Notfallkoffer, auf meiner Seite findest du viele Ideen dazu.
Fazit
Deine Angst ist ein Teil von dir und sie ist nicht dein Feind. Sobald du aufhörst, gegen die Angst zu kämpfen, kannst du anfangen, mit ihr zu arbeiten. Das ist oft der erste Schritt zu mehr Freiheit, innerer Ruhe und Selbstwirksamkeit.
Du bist nicht falsch, so wie du bist. Du bist ein Mensch mit einem sehr sensiblen, klugen Alarmsystem. Vielleicht denkst du: Das hört sich jetzt hier so einfach an, aber das ist es sicher nicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es ein Prozess ist und der dauert seine Zeit. Aber wenn ich lernen konnte, mit meiner Höhenangst umzugehen, dann kannst du ganz sicher auch lernen, deine Angst wieder für dich statt gegen dich arbeiten zu lassen.
Benötigst du Hilfe und Unterstützung im Umgang mit deinen Ängsten? Ich bin für dich da. Buche dir gerne dein unverbindliches und kostenloses 15minütiges Kennenlern-Gespräch über Doctolib!