Wie du Menschen mit Angststörungen wirklich helfen kannst – Tipps für Angehörige und Freunde
In diesem Artikel möchte ich mich besonders an Angehörige und Freunde von Menschen mit Angststörungen wenden. Denn oft sind sie es, die hilflos zusehen – und sich fragen: „Was kann ich tun?“
Ich weiß, wie sich Angst anfühlt. Nicht das leichte Kribbeln vor einer Prüfung oder das nervöse Zittern vor einem Vortrag. Ich meine eine lähmende, überwältigende Angst. Eine, die plötzlich den Atem raubt, den Puls beschleunigt und den Körper in Alarmbereitschaft versetzt – obwohl kein sichtbarer „Feind“ da ist.
Ich selbst litt viele Jahre unter starker Höhenangst, die sich zu Panik entwickelte. Der Gedanke an eine einfache Seilbahnfahrt im Urlaub ließ mich unruhig werden. Über eine Hängebrücke oder gar auf eine Plattform in großer Höhe zu gehen – undenkbar. Heute – als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis in Köln-Dünnwald – begleite ich Menschen, die ähnliche Ängste erleben. Und ich bin dankbar, dass ich durch die hypnosystemische Therapie selbst wieder Freiheit und Leichtigkeit im Alltag erleben darf.
Was ist eine Angststörung – und was nicht?
Angst ist eine normale, sogar lebenswichtige Emotion. Doch wenn Angst übermächtig wird, den Alltag einschränkt oder ohne realen Anlass auftritt, sprechen wir von einer Angststörung. Dazu gehören unter anderem:
Generalisierte Angststörung
Phobien (z. B. Höhen-, Flug-, oder soziale Ängste)
Panikstörungen
Für Außenstehende sind diese Ängste oft nicht nachvollziehbar – schließlich „passiert doch gar nichts“. Doch für Betroffene ist die Angst real. Sie spüren sie im ganzen Körper: Herzrasen, Schwindel, Zittern, Schweißausbrüche – der Körper reagiert, als stünde er in Lebensgefahr. Bei mir waren es hauptsächlich die Beine, die einfach ihren Dienst verweigerten und zu Pudding wurden. Herzrasen, Zittern und der Gedanke „Wie komme ich jetzt wieder hier weg?“. Ein weiterer Schritt war unmöglich. Bei Betroffen kommt meist hinzu, dass die Gedanken unaufhörlich kreisen: „Was, wenn ich die Kontrolle verliere? Wie komme ich aus dieser Situation wieder raus? Was denken die anderen?“
Warum gut gemeinte Ratschläge oft verletzen
Viele Angehörige meinen es gut, wenn sie sagen:
„Denk einfach an was Schönes.“
„Stell dich nicht so an.“
„Du musst dich deinen Ängsten nur stellen.“
Doch solche Sätze helfen oft nicht weiter. Sie vermitteln dem Betroffenen ungewollt: „Du übertreibst“ oder „Du bist selbst schuld“. Dabei wünscht sich der Mensch mit Angst vor allem eines: verstanden zu werden. Da du diesen Artikel gerade liest, gehe ich davon aus, dass du einen lieben Menschen mit seinen Ängsten verstehen und unterstützen möchtest. Und das ist toll, denn das ist genau das, was Menschen mit Ängsten brauchen.

Zuhören statt urteilen: Was Betroffene sich wirklich wünschen
Jetzt kommt ein Tipp, der sich einfach anhört, es aber im Alltag meist nicht ist. Bitte hör einfach zu, ohne zu analysieren, ohne zu relativieren, ohne gut gemeinte Tipps zu geben. Einfach nur da sein. Das ist oft gar nicht leicht, wenn wir dem lieben Menschen helfen möchten und es von Außen betrachtet doch gar nicht so schlimm ist.
Aber ein Mensch mit Ängsten, Phobien, Panikattacken überschätzt in einem Moment der Angst die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines bedrohlichen Ereignisses und er überschätzt die Folgen. Und vor allem unterschätzt er oder sie gerade die eigenen Fähigkeiten, mit diesem Erlebnis fertigzuwerden.
Was du tun kannst, sind Fragen zu stellen wie:
„Möchtest du erzählen, wie sich die Angst für dich anfühlt?“
„Was hilft dir in solchen Momenten?“
Du vermittelst damit: „Du bist nicht allein.“
Auch Schweigen darf Platz haben. Gerade bei Ängsten braucht es oft Geduld und Nähe ohne Druck. Dann kann sich alles beruhigen.
Panik ist kein Theater – sondern ein Ausnahmezustand
Eine Panikattacke ist keine Einbildung. Sie ist eine körperliche und psychische Alarmreaktion. Für Betroffene fühlt es sich an wie:
„Ich bekomme keine Luft.“
„Ich sterbe gleich.“
„Ich verliere die Kontrolle.“
Für jemanden, der so etwas noch nie am eigenen Körper gespürt hat, ist es sicherlich im ersten Moment schwer nachvollziehbar, denn die Situation ist ja eigentlich gar nicht so schlimm. Aber diese Körperreaktionen sind ganz real vorhanden. Und als ehemals selbst Betroffene, kann ich sagen, dass das Gefühl die Kontrolle zu verlieren, hilflos gegenüber diesem Herzrasen, Zittern und all den anderen Symptomen zu sein, ein ganz furchtbares ist. Und oft kommt dann noch dazu: „Was denken denn jetzt die anderen über mich?“
In solchen Momenten kann es helfen, wenn du:
Ruhig bleibst: Die eigene innere Ruhe wirkt stabilisierend.
Nicht diskutierst oder bewertest: Keine Sätze wie „Jetzt reiß dich zusammen.“
Stabilität und Sicherheit gibst: Etwa durch Sätze wie „Ich bin bei dir. Atme mit mir.“
Anker setzt: Leichtes Berühren am Arm, tiefes gemeinsames Atmen – ganz wichtig hierbei der möglichst lange Ausatem, Blickkontakt.
Was bei Ängsten im Alltag wirklich hilft
Unterstützung heißt nicht, alles für deinen lieben Menschen zu lösen – sondern im Tempo des anderen präsent zu sein. Kleine Gesten wirken oft Wunder:
Gemeinsam einkaufen gehen, ohne zu drängen.
An schwierigen Tagen einfach da sein – ohne große Worte.
Fortschritte wertschätzen: „Ich sehe, wie viel Mut es dich gekostet hat.“
Und ganz wichtig: Auch Pausen und Rückzug sollten akzeptiert werden. Es ist toll, wenn du da bist und Hilfe anbietest, unterstützt. Aber Angst ist kein Dauerzustand – sie braucht Raum zur Verarbeitung.
Weitere Tipps bei Ängsten, die du deinem Angehörigen oder deiner Freundin vorschlagen kannst, findest du zum Bespiel in meinem Blogartikel zum Notfallkoffer.
Wann professionelle Hilfe bei Ängsten wichtig wird
Manchmal reicht Unterstützung im privaten Umfeld nicht aus – und das ist völlig in Ordnung. Eine therapeutische Begleitung kann helfen, die Angst besser zu verstehen, Strategien zu entwickeln und wieder Vertrauen ins eigene Leben zu gewinnen. Vor allem Vertrauen in die eigenen Bewältigungsfähigkeiten. Sobald die Ängste so groß werden, dass es zu Vermeidungsverhalten kommt und das Leben in einem größerem Maße eingeschränkt wird, sollte über professionelle Hilfe nachgedacht werden.
Wann dieser Punkt erreicht ist, lässt sich schwer pauschal beantworten. Meine persönliche Meinung ist: „Wenn ich der Situation aus dem Weg gehen kann und trotzdem mein Leben leben und in vollen Zügen genießen kann, dann ist das ok.“ (Beispiel: Achterbahn fahren. Das muss ich nicht unbedingt tun.) Schränkt es aber das Leben so ein, dass die Lebensqualität leidet, dann empfehle ich zu handeln.
Denn auch wenn Vermeidungsstrategien im ersten Moment so aussehen, als ob sie wirklich weiterhelfen: Das tun sie nicht. Die Betroffenen nehmen sich damit die Möglichkeit zu erleben, dass sie ein Ereignis, eine Situation selbst bewältigen können. Sie nehmen sich die Erfahrung und das Gefühl von: „Hey, das war echt eine Herausforderung, aber ich habe es geschafft.“
Wenn du das Gespräch mit einem Menschen suchten möchtest, der dir wichtig ist, dann kann ein solches Gespräch vielleicht eine Hürde sein und es kostet Überwindung, den Schritt zu gehen. Ermutige ihn oder sie, sich professionelle Hilfe zu holen. Wie wäre es zum Beispiel damit, dem betroffenen Menschen zu erläutern, dass es ein Zeichen von Stärke ist, sich Hilfe zu holen, wenn man selbst nicht mehr weiter kommt. Wie wäre es mit:
„Ich glaube, du musst das nicht allein schaffen. Es gibt Menschen, die dir helfen können. Und ich bin auch immer für dich da.“
„Ich habe gelesen, dass bestimmte therapeutische Ansätze bei Ängsten sehr wirksam sein können – vielleicht magst du dich mal informieren.“
Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe braucht: In meiner Praxis in Köln-Dünnwald begleite ich Menschen mit Ängsten, Phobien und Panikattacken – auf Augenhöhe, lösungsorientiert und mit einem klaren Blick auf die Ressourcen, die jeder Mensch in sich trägt.

Ein großes DANKE an dich, für deine Hilfe bei Ängsten.
Wenn du diesen Artikel bis hierher gelesen hast, dann möchte ich dir danken. Denn dann liegt dir jemand wirklich am Herzen. Allein dein Wunsch, zu verstehen, ist ein erster, wertvoller Schritt. Angst mag lähmend sein – doch mit Unterstützung, Geduld und professioneller Hilfe ist Veränderung möglich. Ich weiß es. Ich habe es selbst erlebt. Weitere hilfreiche Tipps bei Ängsten findest du in meinem Blog und auf meinem YouTube Kanal.
Benötigst du selbst Hilfe und Unterstützung im Umgang mit deinen Ängsten? Ich bin für dich da. Buche dir gerne dein unverbindliches und kostenloses 15minütiges Kennenlern-Gespräch über Doctolib!