Gefühle verstehen: Warum du kein Opfer deiner Emotionen bist
Kennst du das: Plötzlich überrollt dich Wut, Traurigkeit oder Angst – und du hast das Gefühl, ihr völlig ausgeliefert zu sein? Die gute Nachricht ist: Kein Mensch ist ein Opfer seiner Gefühle. Gefühle entstehen nicht einfach zufällig. Sie folgen bestimmten Mustern und wenn du diese kennst, kannst du sie verstehen und für dich nutzen.
In diesem Artikel zeige ich dir:
- was Bedürfnisse sind und warum sie der Schlüssel zu deinen Gefühlen sind,
- wie genau Gefühle entstehen,
- warum du mehr Einfluss auf deine Gefühlswelt hast, als du denkst,
- wie du Gefühle im Körper wahrnimmst,
- und 5 Tipps, mit denen du sofort mehr Klarheit im Umgang mit deinen Emotionen bekommst.
Was genau sind Bedürfnisse?
Hinter jedem Gefühl steckt ein Bedürfnis. Bedürfnisse sind die Grundbausteine unseres Lebens, sie sind universell und begleiten uns, egal wie alt wir sind oder woher wir kommen. Dabei geht es nicht um Luxus oder Launen, sondern um das, was wir alle zum Leben brauchen: Sicherheit, Nähe, Anerkennung, Ruhe, Selbstbestimmung oder Freude.
Wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, tauchen angenehme Gefühle wie Leichtigkeit, Dankbarkeit oder Zufriedenheit auf. Werden sie jedoch verletzt oder nicht erfüllt, melden sich unangenehme Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut. Sagt zum Beispiel eine Freundin ein Treffen ab, bleibt dein Bedürfnis nach Nähe ungestillt und Einsamkeit kann entstehen. Hörst du dagegen ein ehrliches Lob von deinem Kollegen, wird dein Bedürfnis nach Anerkennung genährt – und Freude oder Stolz machen sich bemerkbar.
Alles, was wir tun, ist in diesem Moment unser bester Versuch, eines unserer Bedürfnisse zu erfüllen. Meist haben wir mehrere Bedürfnisse zur gleichen Zeit und unsere Gefühle weisen uns darauf hin, welches Bedürfnis gerade erfüllt oder unerfüllt ist.
Typische Bedürfnisse sind zum Beispiel:
- körperliche Bedürfnisse wie Schlaf, Nahrung, Bewegung,
- emotionale Bedürfnisse wie Nähe, Zugehörigkeit, Liebe,
- psychische Bedürfnisse wie Sicherheit, Anerkennung, Selbstbestimmung,
- spirituelle Bedürfnisse wie Sinn, Entwicklung, Verbindung.
Wichtig: Bedürfnisse sind immer neutral. Sie sind weder „egoistisch“ noch „zu viel“. Das, was manchmal schwierig ist, sind die Strategien, die wir wählen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.
Bedürfnisse sind also weder „zu viel“ noch „egoistisch“. Sie sind dein inneres Navigationssystem, das dir zuverlässig zeigt, was dir im Moment wichtig ist. Wenn du deine Gefühle verstehen möchtest, lohnt es sich also, immer nach dem Bedürfnis zu fragen, das gerade erfüllt oder unerfüllt ist.
Möchtest du noch mehr über Gefühle und deine wahren Bedürfnisse erfahren, dann schau in diesem Blogartikel vorbei: Vom unechten Gefühl zum unerfüllten Bedürfnis

Wie entstehen Gefühle?
Gefühle haben im Wesentlichen zwei Quellen: unsere Gedanken und unsere Bedürfnisse. Oft glauben wir, eine bestimmte Situation selbst löse das Gefühl aus. Doch in Wahrheit ist es unsere Bewertung, die entscheidet, wie wir uns fühlen. Stell dir vor, dein Partner sitzt still neben dir. Denkst du: „Er ist wütend auf mich“, spürst du wahrscheinlich Angst oder Unsicherheit. Denkst du dagegen: „Er ist einfach müde von der Arbeit“, entsteht vielleicht Mitgefühl oder Gelassenheit.
Neben den Gedanken sind es vor allem deine Bedürfnisse, die Gefühle formen. Sie sind wie ein innerer Kompass, der dir anzeigt, ob du im Einklang mit dir bist. Wird dein Bedürfnis nach Zugehörigkeit erfüllt, fühlst du Freude und Wärme. Wird dein Bedürfnis nach Selbstbestimmung verletzt, entsteht leicht Frust oder Wut. Gefühle sind also keine bloßen „Launen“, sondern wertvolle Hinweise darauf, was dir im Moment wichtig ist.
Du bist kein Opfer deiner Gefühle
Gefühle können stark und überwältigend sein. Aber sie sind keine Naturkatastrophen, die einfach über dich hereinbrechen. Sie sind Botschaften, die dir zeigen, wie es dir gerade geht und was du brauchst.
Das bedeutet auch: Gefühle sind veränderbar. Schon ein neuer Gedanke oder eine kleine erfüllte Geste – eine Pause, ein Telefonat, ein tiefes Durchatmen – kann deine Gefühlslage verändern. Und ganz wichtig: Du bist nicht deine Gefühle. Du hast Angst, aber du bist nicht die Angst.
Auch aus hypnosystemischer Sicht gilt: Jedes Gefühl – selbst die unangenehmen – hat eine Funktion. Angst will dich schützen, Wut will Grenzen setzen, Trauer hilft dir beim Loslassen. Wenn du deine Gefühle so betrachtest, kannst du sie eher als Helfer annehmen.
Gefühle im Körper wahrnehmen
Gefühle sind nicht nur Kopf- oder Gedankenphänomene, sondern immer auch körperlich spürbar. Angst macht sich häufig durch Enge in der Brust, Druck im Bauch oder flache Atmung bemerkbar. Wut kann sich als Hitze und Anspannung in den Händen zeigen. Scham rötet das Gesicht, während Freude den Brustkorb weit werden lässt und ein Gefühl von Leichtigkeit mitbringt.
Wenn du lernst, diese Signale bewusst wahrzunehmen, erkennst du schneller, was gerade in dir lebendig ist. Dein Körper ist dabei dein ehrlichster Verbündeter – er zeigt dir, was wirklich los ist, auch wenn dein Kopf es noch verdrängt.

5 Tipps, wie du deine Gefühle konstruktiv nutzen kannst
Wie immer kommen auch in diesem Blogartikel praktische Tipps und Tools, die du direkt für dich ausprobieren kannst. Wenn du deine Gefühle besser verstehen möchtest, beginne damit, sie als Hinweise zu betrachten. Achte außerdem auf deine Sprache und trenne Gedanken von Gefühlen. Nimm dir immer wieder kleine Momente, um in deinen Körper hineinzuspüren. Und für mich als hypnosystemische Therapeutin ganz wichtig: Erinnere dich auch daran, dass jedes Gefühl eine Funktion hat.
Hier kommen deine 5 Tipps mit praktischen Beispielen:
- Frag dich: Welches Bedürfnis steckt dahinter?
Statt nur „Ich bin wütend“ → „Ich brauche gerade Anerkennung / Ruhe / Klarheit.“ - Trenne Gefühl und Gedanke.
Achte auf deine Sprache: „Ich denke, dass er mich nicht ernst nimmt“ ist ein Gedanke. „Ich fühle mich traurig“ ist ein Gefühl. - Spüre in deinen Körper.
Nimm dir 2 Minuten, schließe die Augen und frage dich: Wo spüre ich dieses Gefühl? Allein die Wahrnehmung kann bereits regulierend wirken. Körperübungen gegen Angst findest du in diesem Blogartikel: Körperübungen bei Angst - Sieh Gefühle als Verbündete.
Jedes Gefühl will dir helfen. Angst will dich schützen. Wut will Grenzen setzen. Trauer will dich zum Loslassen bewegen. Wir sehen so oft nur das Negative, aber versuche doch einmal, das Positive an deinem Gefühl zu sehen. - Handel bewusst, nicht automatisch.
Statt sofort auf dein Gefühl zu reagieren: atme tief durch, erkenne das Bedürfnis – und entscheide dann, wie du handeln möchtest. Wie bereits der wunderbare Viktor Frankl gesagt hat: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Probiere diese Tipps doch einmal eine gewisse Zeit lang aus und schau, was es mit dir macht. Wie immer braucht es ein bisschen Übung und Geduld mit dir selbst. Ich weiß, heute wird dir überall versprochen, dass du nur x tun musst, um y zu erreichen. Aber: Veränderung braucht Zeit. Sei geduldig mit dir selbst und feier dich auch für die kleinsten Schritte in Richtung deines Ziels!
FAZIT: Gefühle sind Hinweise auf das, was du brauchst.
Gefühle sind weder „zu viel“ noch „falsch“. Je besser du deine Bedürfnisse kennst, desto freier wirst du im Umgang mit deinen Emotionen.
Du bist nicht deine Angst.
Du bist nicht deine Wut.
Du bist ein ganzer Mensch – und deine Gefühle sind deine Wegweiser.
Wenn du neugierig geworden bist und mehr über deine Gefühle und Bedürfnisse erfahren möchtest, schau dich gerne auf meinem Blog um, abonniere meinen Newsletter oder vereinbare ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir. Ich freue mich, dich auf deinem Weg zu begleiten.
Du musst da nicht alleine durch, gemeinsam schaffen wir das.