CO² - so viel mehr als ein Abfallprodukt
Wenn wir an Atmung denken, stellen sich die meisten Menschen Sauerstoff (O₂) als die Schlüsselfigur vor. Lange Zeit habe ich das auch gedacht und war wirklich überrascht, welch zentrale Rolle das CO² spielt. Kohlendioxid (CO₂) ist ebenso entscheidend wie Sauerstoff – nicht nur als Abfallprodukt, sondern auch als Schlüsselregulator unserer Atmung und unseres gesamten Stoffwechsels. In diesem Artikel erfährst du, warum CO₂ für unseren Körper unverzichtbar ist und welche Auswirkungen es auf unsere Gesundheit hat.
Wie entsteht CO²?
CO₂ ist das Endprodukt des Energiestoffwechsels. Unsere Zellen nutzen Sauerstoff, um Glukose und andere Nährstoffe in Energie umzuwandeln – ein Prozess, der als Zellatmung bekannt ist. Dabei entsteht Kohlendioxid als Nebenprodukt, das aus den Zellen ins Blut abgegeben wird. Über den Blutkreislauf gelangt es zur Lunge, wo es schließlich ausgeatmet wird.

CO² als Atemantrieb
Häufig wird angenommen, dass unser Körper atmet, um Sauerstoff aufzunehmen. Doch tatsächlich wird unser Atemreflex hauptsächlich durch den CO₂-Gehalt im Blut gesteuert. Das liegt daran, dass ein steigender CO₂-Wert den pH-Wert des Blutes senkt (es wird saurer).
In unserem Gehirn gibt es spezielle Chemorezeptoren, die den CO₂-Gehalt im Blut überwachen. Sobald dieser zu hoch wird, senden sie Signale an das Atemzentrum im Gehirnstamm, das daraufhin unsere Atemfrequenz erhöht. Dadurch atmen wir vermehrt CO₂ aus und der pH-Wert normalisiert sich wieder.

Die Rolle von CO² im Säure-Basen-Haushalt
Unser Körper benötigt einen konstanten pH-Wert, um optimal zu funktionieren. Der ideale pH-Wert des Blutes liegt bei etwa 7,4. CO₂ spielt dabei eine zentrale Rolle:
- Wird zu viel CO₂ im Körper angereichert (z. B. durch Atemprobleme oder Lungenerkrankungen), sinkt der pH-Wert – eine sogenannte respiratorische Azidose entsteht.
- Wird zu wenig CO₂ im Körper gehalten (z. B. durch übermäßiges, schnelles Atmen oder Hyperventilation), steigt der pH-Wert – das nennt man respiratorische Alkalose.
Beide Zustände können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, da sie Enzymfunktionen und Stoffwechselprozesse stören.

CO² und die Sauerstoffversorgung der Zellen
Ein weiteres faszinierendes Phänomen ist der sogenannte Bohr-Effekt: Hohe CO₂-Konzentrationen im Gewebe führen dazu, dass Hämoglobin Sauerstoff leichter abgibt. Das bedeutet, dass CO₂ nicht nur ein Abfallprodukt ist, sondern aktiv dafür sorgt, dass unsere Zellen mit Sauerstoff versorgt werden.
Ist der CO₂-Spiegel zu niedrig (z. B. durch Hyperventilation), wird der Sauerstoff nicht effizient an das Gewebe abgegeben – obwohl genug Sauerstoff im Blut vorhanden ist. Du kannst es dir vielleicht so vorstellen, als ob die Blutkörperchen den Sauerstoff nicht loslassen wollen, wenn nicht genug CO² vorhanden ist. Dies kann zu Symptomen wie Schwindel, Krämpfen oder sogar Ohnmacht führen.

CO² und seine Rolle im Nervensystem
Neben seiner Rolle in der Atmung hat CO₂ auch Auswirkungen auf unser Nervensystem. Ein stabiler CO₂-Spiegel hilft dabei, die Durchblutung des Gehirns zu regulieren. Zu wenig CO₂ (z. B. durch Hyperventilation) kann zu einer Verengung der Blutgefäße im Gehirn führen, was wiederum Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und Angstgefühle auslösen kann.
Tatsächlich gibt es Forschungen, die darauf hinweisen, dass Menschen mit Panikattacken oder Angststörungen oft eine erhöhte Atemfrequenz und damit zu niedrige CO₂-Werte haben. Atemtechniken, die das bewusste Zurückhalten von CO₂ fördern, werden daher in der Therapie eingesetzt.
Fazit
Obwohl wir CO₂ meist als unerwünschtes Nebenprodukt der Atmung betrachten, ist es für unseren Körper essenziell. Es reguliert unsere Atmung, steuert den pH-Wert des Blutes, beeinflusst die Sauerstoffversorgung unserer Zellen und spielt sogar eine Rolle in der Funktion unseres Nervensystems. Ein zu hoher oder zu niedriger CO₂-Spiegel kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
Daher lohnt es sich, unsere Atmung bewusster wahrzunehmen – denn die richtige Atmung kann nicht nur unser Wohlbefinden verbessern, sondern auch unsere Gesundheit langfristig positiv beeinflussen. Auf die bewusste Atmung werde ich in Kürze in einem weiteren Blogartikel eingehen.
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